18.12.2022
Jeden Tag fällt irgendwo in der Ukraine der Strom aus. Leitungen werden beschädigt oder ganze Masten und Energiestationen bei Angriffen zerstört. Die Lage in den Tierheimen ist nach wie vor dramatisch und ohne Elektrizität können die Hunde und Katzen nur notdürftig versorgt werden.
Der Verein Tierfreunde Ukraine e. V. wandte sich darum mit einem Hilfegesuch an VETO.
Furcht, Unsicherheit und Zerstörung sind für die meisten Menschen in der Ukraine zum traurigen Alltag geworden. Diejenigen, die das Land nicht verlassen haben, sondern in Tierheimen, Kliniken oder privaten Pflegestellen Hunden und Katzen im Kriegsgebiet beistehen, gehen täglich für das Wohl der Vierbeiner über die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus.
Neben den anhaltenden Sorgen um die Futterbeschaffung, die medizinische Versorgung der Tiere und die eigene Sicherheit bringt der Krieg noch weitere unvorhersehbare Katastrophen mit sich: zum Beispiel plötzliche Stromausfälle.
Kein Strom, keine Nahrung, keine Wärme
In der Nähe des Tierheims New Kovcheg in der Stadt Riwne schlagen vier Raketen ein. Gebäude und Straßen sind zerstört. Große Teile der Stadt liegen in Trümmern. Auch die Energiestation von Riwne wird bei diesem Angriff getroffen. Im Tierheim New Kovcheg ist es plötzlich dunkel. Die Menschen, die sich dort aufopferungsvoll um etliche Hunde und Katzen kümmern, müssen der Lage schnell Herr werden, denn hier bedeutet eine sichere Stromversorgung mehr als nur Licht.
Aufgrund der Futterknappheit wird in vielen Tierheimen in der Ukraine für die Tiere gekocht. Nudeln, Reis oder auch eingeweichte Brotreste bilden zusammen mit wenig Hunde- oder Katzenfutter die Mahlzeit für die schwachen Vierbeiner. Ohne Strom können die Tierschützer:innen die Nahrung für ihre Schützlinge nicht zubereiten. Doch an dieses Szenario denken die Menschen bei diesem Stromausfall nicht als Erstes. Zunächst gibt es Wichtigeres zu tun:
Zum Tierheim gehört auch eine Sterilisationsklinik, in der Hunde und Katzen operiert und anschließend in kleinen, beheizten Kammern untergebracht sind, um zu genesen. Die Heizungsanlage ist strombetrieben. Ohne Elektrizität wird es kalt in den Boxen der geschwächten Vierbeiner. Die Tiere in der Klinik frieren!
Verletzte Tiere ohne Erstversorgung
Seit November gibt es in Kharkiw eine Klinik, in der ukrainische Tiere Hilfe erhalten. Die meisten sind Opfer von militärischen Angriffen geworden. Offene Wunden und gebrochene Knochen sind in der Klinik Animal Rescue Kharkiw an der Tagesordnung. Aktuell befinden sich hier etwa 70 Tiere, die in Kharkiw und Donezk von der Straße gerettet wurden.
Aus Sicherheitsgründen befindet sich die Klinik in den Kellerräumen eines Gebäudes und wird ausschließlich durch ein Lüftungssystem mit Frischluft gespeist. Die Anlage ist an das städtische Stromnetz angeschlossen. Fällt der Strom aus, gibt es keine Belüftung und die Tiere und Menschen leiden.
Von der Außenwelt abgeschlossen
In der befreiten Stadt Kherson steht eines der größten Tierheime in der Ukraine namens Chance. Unweit vom Tierheim entfernt gibt es einen Militärstützpunkt, der immer wieder Ziel von Angriffen ist. Das Stromnetz ist längst beschädigt und somit auch die Kommunikation erschwert. Nur über mobile Ladegeräte ist es den Menschen in Kherson möglich, Handys oder Tablets aufzuladen, um in Kontakt mit anderen zu treten und Hilferufe abzusetzen.
Strom sichert das Überleben: VETO und Tierfreunde Ukraine e. V. helfen
Schon lange setzt der in Deutschland ansässige Verein Tierfreunde Ukraine sich für die Rettung und Versorgung der Tiere im Kriegsgebiet ein. Nun, wo die mangelhafte Stromversorgung zum Problem wird, unterstützt die Organisation die ukrainischen Tierheime und Tierkliniken mit leistungsstarken Stromgeneratoren. Die Beschaffung dieser Geräte gestaltet sich jedoch als schwierig, denn sowohl in der ganzen Ukraine als auch in Deutschland sind Generatoren aufgrund der aktuellen Situation Mangelware. Lieferzeiten sind extrem lang und die Preise hoch.
In Litauen wird der Verein nach langen Recherchen fündig. Natalia und Ivan Kovall, die den Verein ehrenamtlich unterstützen, fahren selbst nach Litauen in die Stadt Vilnius, um die Generatoren abzuholen und sicher zu den Tierschützer:innen in der Ukraine zu transportieren. Finanziert werden die dringend benötigten Generatoren mithilfe von VETO: 5.000 Euro stellen wir dem Verein Tierfreunde Ukraine e. V. zur Verfügung, um die Versorgung mit Strom in den Tierheimen zu gewährleisten.
Heute steht der größte der vier Stromgeneratoren in der Tierklinik des Vereins Animal Rescue Kharkiw. Zwei weitere versorgen das Sterilisationszentrum und das Tierheim New Kovcheg in der Stadt Riwne und der letzte Notgenerator ist für das Tierheim Chance bestimmt.
Vorbereitet auf den Notfall
Stromausfälle gibt es täglich in der Ukraine. Manchmal sind sie kurz, oft dauern sie sehr lange an. Muss ein Tier dringend operiert werden, sich von einer Krankheit in einer Wärmebox erholen oder hat seit Tagen nicht gefressen, ist die Versorgung mit Elektrizität lebenswichtig.
Dank der zahlreichen Spenden bei unserer Ukraine-Hilfsaktion können nun einige Tierschützer:innen in der Ukraine aufatmen: Sie sind mit den Notgeneratoren gewappnet für den nächsten Ernstfall. Auch in Zukunft sind Menschen und Tiere im Kriegsgebiet auf unsere Unterstützung angewiesen. Gemeinsam können wir bewirken, dass die notleidenden Vierbeiner im Kriegsgebiet gerettet und versorgt werden.
Quelle/Originalbeitrag:
https://www.veto-tierschutz.de